• Levin goes lightly

Überall klaffen Lücken auf. Lücken zwischen den Generation, Lücken zwischen arm und reich, Lücken zwischen Nord und Süd, Lücken zwischen Rechtspopulisten und Linken, zwischen Mann und Frau, zwischen digital und analog, zwischen Dir, Dir selbst und den Anderen.

In genau dieser Lücke erscheint nun „GA PS“, das lückenschließende Album mit der doppelten Lücke im Titel von Levin Goes Lightly. Bei Levin Goes Lightly muss der Fan unweigerlich an Truman Capotes zauberhafte Figur Holy Golighlty aus Breakfast at Tiffanys denken.

Sieht man aber Levin Goes Lightly auf der Bühne stehen, dann sieht man vor allem eine zauberhafte, glamouröse Kunstfigur, die nichts von Verkleidung sondern von magischer Verwandlung wissen will. Seine oder ihre Sing-Stimme klingt in ihrer Gesamtperformance überraschend maskulin, stark unterkühlt, eher an Postpunk als Glamrock erinnernd. Fad Gadget oder Thomas Leer kommen einem in den Sinn. Aber auch das übertrieben tiefe Discotimbre von Armanda Lear. Und natürlich immer wieder David Bowie in seiner Parade-Rolle als Ziggy Stardust.„Here comes the sadness, here comes my love, all the digital natives will need no answers! All this magic people!“, singt Levin Goes Lightly und die plockernden Sequenzer in „Bluescreen“ erstrahlen im kühlen Licht des Nachtclubs.„GA PS“ klingt überaus zeitgemäß, erinnert aber gleichzeitig an einen ganzen Schrank voller Lieblingsplatten. Man muss unweigerlich an Arthur Russell in der Disco denken, an den frühen MUTE-Records-Katalog, an Glamrock, aber auch an Harmonia und andere minimalistische Krautrock-Pioniere aus deutschen Landen.Levin Goes Lightly musste sich im Mode-Design-Studium an der Central Saint Martins College of Art and Design dringend eine Auszeit nehmen und begann nach Jahren der Stille im Skizzenwald endlich wieder Musik zu machen. „Nach meiner ersten Show meinten Leute aus dem Publikum ich klänge wie White Noise, oder Suicide. Das kannte ich alles überhaupt nicht..!“„You act on parties, no charme and small talk qualities. Are you someone’s favorite?“, fragt Levin goes Lightly uns im Opener „Someone’s Favorite“ und man fühlt sich gleich von Beginn an angesprochen wie unbeteiligt. Die geisterhafte Stimme kommt einem unfassbar nahe, aber gleichzeitig fühlt sich der Zuhörer in seiner Musik weit draußen: Diven-haft distanziert!Man sieht sich selbst auf einer Party herumgeistern, auf der man partout keinen Anschluss findet. Aber aus guten Gründen auch keinen Anschluss finden will. Die Idee der eigenen Unnahbarkeit verleiht einem mehr und mehr ein Gefühl von Erhabenheit.„I’m sociophobic, These eyes look at me they fit to nothing ever liked me.“ heißt es später in „S.A.D.“. Es scheint also eine gigantisch große Lücke zu sein, die Levin Goes Lightly mit seinen Liedern zu auszukosten scheint. Aber im Gegensatz zur großen Zeit des Glamrock, ist Levin Goes Lightly keine schwitzende Rampensau sondern ein zärtlicher Star der Schüchternheit und schließt damit eine weitere Lücke zwischen Inszenierung und Authentizität: Levin goes Lightly gibt es gar nicht.​

Levin goes lightly